Umgang mit dem Tod

Die letzten Tage und Stunden

Stirbt ein Mensch, kann der Tod plötzlich und schnell kommen. Die meisten von uns wünschen sich ein friedliches Einschlafen und oft kommt es auch so. Nur eben nicht immer plötzlich. Viele wissen Wochen, ja sogar Monate vorher, dass es dem Ende entgegen geht und haben daher etwas mehr Zeit, den Frieden mit der Welt zu machen. Denken wir nur an die vielen Menschen, die vom Arzt eine eindeutige und nicht aufzuhaltende Diagnose bekommen haben. Was bleibt den Sterbenden dann noch zu tun? Und was können und sollten wir angesichts des bevorstehenden Todes tun?

Zunächst sei vorangestellt, dass jeder, sowohl ein sterbender Mensch als auch ein Angehöriger oder Freund mit dem kommenden Tod anders umgeht. Angst ist allzu menschlich, doch viele Menschen denken in diesen Tagen und Stunden eher an die Dinge, die zurückliegen und die einander verbinden. In dieser Situation Menschen, geliebte Menschen um sich zu haben, ist äußerst hilfreich und tröstlich. Auch wenn es schwer fällt und die Trauer immer mitschwingt, so ist diese letzte gemeinsame Zeit wertvoll und wird für immer unvergessen bleiben. Oft geht es in Krankenhäusern um die Frage nach der Schmerzfreiheit oder um die Frage, ob dem Sterbenden etwas Praktisches fehlt, doch seien Sie sicher, für all diese Dinge wird durch die Ärzte,  Krankenschwestern und vielen anderen Helfern nach Kräften gesorgt. Stellen Sie lieber die Frage, ob ein Sterbender etwas ganz Persönliches haben möchte. Das kann ein Bild sein, das beim Anschauen all die schönen Erinnerungen für eine kurze Zeit zurückbringt. Das kann auch ein abgeliebtes Kuscheltier sein, dass jahrzehntelang auf dem Dachboden lag und deren Anblick jetzt ein letztes Mal eine Reise in die Erinnerung erlaubt. Schlagen Sie keine Wünsche ab, auch wenn Sie es nicht verstehen, dem Sterbenden bedeutet es sehr viel. Kramen Sie gemeinsam in alten Erinnerungen, sprechen Sie über gemeinsame Reisen oder anderes gemeinsam erlebtes, darüber wie Sie als Kind Blödsinn gemacht haben und wie wir alle in den 70ern rumgelaufen sind. All diese Erinnerungen, auch die scheinbar nebensächlichen, werden plötzlich wieder wichtig. Und… Nehmen Sie sich Zeit. Nichts ist so wichtig, wie diese letzte gemeinsame Zeit. Hinterher wird nichts mehr so sein wie vorher. Es gibt nur noch diese wenigen Möglichkeiten. Schätzen Sie sich glücklich, wenn Sie diese Zeit mit Ihrer Familie haben können.

Ob über das Thema Tod und Sterben selbst geredet wird, hängt davon ab, ob der Sterbende selbst darüber reden will. Will jemand nicht darüber reden, ist es eben so und sollte unbedingt respektiert werden. Andere hingegen wollen darüber reden und dann sollte man auf keinen Fall ausweichen, es aber nicht zum alleinigen Thema machen, sofern das möglich ist. Aus zahlreichen Berichten wissen wir, dass es eher hilft, noch einmal gemeinsam einen Blick zurück zu machen und in Erinnerungen zu kramen.

Noch ein Hinweis: Bitte denken Sie daran, dass viele Sterbenskranke nur noch wenig Kraft haben. Seien Sie rücksichtsvoll. Verbringen Sie so viel Zeit wie möglich zusammen. Das sollte nicht bedeuten, dass die Krankenstation einer belagerten Festung gleichkommt und der Besuch am Krankenbett nicht abreißt. Diese Situation würde jeden überfordern, selbst wenn er bei besten Kräften wäre. Stellen Sie sich eher darauf ein, dass bei Einigen die Kraft nur für wenige Minuten Besuchszeit reicht. Vermeiden Sie unnötigen Stress und fragen Sie ggfls. das Betreuungspersonal, wie viel dem Sterbenden zugemutet werden kann.